Das Walnussgleichnis

„Diese irdische Welt ist eine Karawanserei auf dem Wege zu Gott, und alle Menschen finden sich in ihr als Reisegenossen zusammen. Da sie aber alle nach demselben Ziele wandern und gleichsam eine Karawane bilden, so müssen sie Frieden und Eintracht miteinander halten und einander helfen und jeder die Rechte des anderen achten.“ (Al-Ghazālī, Das Elixier der Glückseligkeit, Einleitung zum Kapitel- von dem rechten Umgang mit den Menschen, S. 75)

Wer einmal eine Reise mit einer bunt zusammengewürfelten Reisegruppe unternommen hat, weiß, dass ‚Frieden und Eintracht‘ in einer solchen Gruppe nicht einfach so entstehen. Ohne ein Regelwerk entgleitet jede Reise schnell zu einem Höllentrip. Ein solches Regelwerk wird auch für die spirituelle Reise benötigt, und zwar nicht nur für die Gruppe insgesamt, sondern auch für einen Einzelnen. Damit eine Reise gelingen kann, zumindest wenn sie ein Ziel hat, benötigt der Reisende einige Dinge. Zum Beispiel das Wissen um die Etappen der Reise wie Al Ghazali ausführt: „… dies alles musst Du wissen, um auch nur ein wenig von Dir selbst zu erkennen. Wer aber dies nicht weiß, der wird auf dem Weg des Glaubens Beschämung finden, und das wahre Wesen der Religion wird ihm verborgen bleiben.“ (Al-Ghazālī, Das Elixier der Glückseligkeit, aus dem Kapitel – von der Selbsterkenntnis, S, 36/37)

Der berühmte Sufi-Meister Abū Ḥāmid Muḥammad ibn Muḥammad al-Ghazālī stellt in seiner Schrift „Kimiya-yi Sa’ādat (Persisch: كيمياى سعادت, Das Elixier der Glückseligkeit) die Analogie der menschlichen Entwicklung im religiösen Kontext des Islam und einer Walnuss dar.

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