Universeller Gottesdienst und der Heilige Geist

„Wenn Du Angst davor hast, von Gott vereinnahmt zu werden, meditiere nicht. Sitze auf keinen Fall still.“ (frei nach Jiyu Kennett Roshi)

Im Anfang des Jahres 2009 hatte Assad Splieth auf der Leiterliste des Sufi Orden Deutschland (SOD) als konstruktive Initiative darum gebeten zu dem Thema „was ist das, die Botschaft unserer Zeit?“ Beiträge einzuschicken, um eine Debatte über die Zukunft des Sufi Ordens anzuregen. Der Rücklauf war ernüchternd. Insgesamt sechs LeiterInnen haben sich an dieser Initiative beteiligt und Antworten eingeschickt. Der Rest wartet anscheinend lieber auf die vorgefertigten Ergebnisse der vom Vorstand angekündigten Visionssuche.

Assad schrieb dann im April 2009 in seiner Antwort und Auswertung: „Ich möchte mich für euer aller Teilnahme bedanken. Aus euren Beiträgen habe ich gelernt (und hätten mehr sogenannte Leiter /innen teilgenommen, hätten wir das uns verbindende großartige Netz in diesem Austausch weitaus verzweigter entdecken und erforschen können; so hat das Netz „nur“ 6 Knoten). Ich habe gelernt: die Botschaft hat eine objektive, zeitlose Dimension, die sich der Beschreibung entzieht, und doch zu allen Zeiten der Menschen Sehnsucht und Nöte beantwortet. Es fällt uns schwer über so etwas innig Heiliges zu sprechen.“

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Rausch ist nicht unbedingt Einheit

Bei den Sessions auf einem Meditations-Camp in England, aber nicht nur dort, war ein Phänomen zu beobachten, bei dem die englischen Freunde die Bezeichnung ‚Space-Cadet’ verwendeten. Gemeint ist das Auftreten von Trance bei Teilnehmern von spirituellen Übungen.

In der Folge stellte sich die Frage, ob Trance mit einem Zustand von ‚samadhi’ oder ‚fana/baqa’ vergleichbar ist. Ob ‚samadhi’ und ‚fana/baqa’ vergleichbar sind, kann sicher nur jemand beantworten, der beide Zustände aus eigenem Erleben kennt. Ansonsten bliebe es Spekulation. Allerdings gibt es einen Unterschied zwischen ‚Trance’ und ‚Meditation’ oder deren Zielrichtung.

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Einheit in der Vielheit

„Es gibt nicht Ödes, nichts Unfruchtbares, nichts Totes in der Welt, kein Chaos, keine Verwirrung, außer einer Scheinbaren, ungefähr wie sie in einem Teiche zu herrschen schiene, wenn man aus einiger Entfernung eine verworrene Bewegung und sozusagen ein Gewimmel von Fischen sähe, ohne die Fische selbst zu unterscheiden“ – Gottfried Wilhelm Leibniz, Monadologie § 69

Der Sufismus / tasawwuf beinhaltet in sich selbst den Begriff und die Auffassung der Universalen Einheit. Diese Einheit wird in einem der ‚Gottesnamen‘ als al-wāḥid / الواحد (Der Eine) bezeichnet. Als Einheit gilt der/die/das Eine, dass sich aus Seiner Gesamtheit zusammen setzt, so wie die Teile eines Puzzles in ihrer Gesamtheit das Bild ergeben. Der Qur’an, auf dem die Lehren des Sufismus / tasawwuf, wie wir in seiner Ausprägung seit dem siebten Jahrhundert westlicher Zeitrechnung kennen, beruhen und darin tief verwurzelt sind, gibt es dazu die Aussage, dass wir die Einheit nicht als ein undifferenziertes Etwas betrachten sollen. Dies würde im Grunde der Göttlichen Schöpfung widersprechen, denn: „3. ER hat den Menschen erschaffen. 4. ER hat ihn artikuliertes Denken und Reden gelehrt. (4. allamahu l-bayân)“ (Qur’an 55: 3/4). Im Qur’an wird hierfür der Ausdruck bayân verwendet. Dieser Begriff schliesst das geistige Vermögen ein, eine Sache oder auch eine Idee deutlich zu machen oder begrifflich unterscheiden zu können. Dies wird in ähnlicher Weise auch in der zweiten Sure, Vers 31 des Qur’ans betont. Die dortige Aussage: „und ER lehrte Adam die Namen aller Dinge…“ ist nicht absolut wörtlich zu nehmen, sondern schlußfolgernd als Fähigkeit zu logischer Begriffsbestimmung und begrifflichem Denken zu betrachten.

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Das Walnussgleichnis

„Diese irdische Welt ist eine Karawanserei auf dem Wege zu Gott, und alle Menschen finden sich in ihr als Reisegenossen zusammen. Da sie aber alle nach demselben Ziele wandern und gleichsam eine Karawane bilden, so müssen sie Frieden und Eintracht miteinander halten und einander helfen und jeder die Rechte des anderen achten.“ (Al-Ghazālī, Das Elixier der Glückseligkeit, Einleitung zum Kapitel- von dem rechten Umgang mit den Menschen, S. 75)

Wer einmal eine Reise mit einer bunt zusammengewürfelten Reisegruppe unternommen hat, weiß, dass ‚Frieden und Eintracht‘ in einer solchen Gruppe nicht einfach so entstehen. Ohne ein Regelwerk entgleitet jede Reise schnell zu einem Höllentrip. Ein solches Regelwerk wird auch für die spirituelle Reise benötigt, und zwar nicht nur für die Gruppe insgesamt, sondern auch für einen Einzelnen. Damit eine Reise gelingen kann, zumindest wenn sie ein Ziel hat, benötigt der Reisende einige Dinge. Zum Beispiel das Wissen um die Etappen der Reise wie Al Ghazali ausführt: „… dies alles musst Du wissen, um auch nur ein wenig von Dir selbst zu erkennen. Wer aber dies nicht weiß, der wird auf dem Weg des Glaubens Beschämung finden, und das wahre Wesen der Religion wird ihm verborgen bleiben.“ (Al-Ghazālī, Das Elixier der Glückseligkeit, aus dem Kapitel – von der Selbsterkenntnis, S, 36/37)

Der berühmte Sufi-Meister Abū Ḥāmid Muḥammad ibn Muḥammad al-Ghazālī stellt in seiner Schrift „Kimiya-yi Sa’ādat (Persisch: كيمياى سعادت, Das Elixier der Glückseligkeit) die Analogie der menschlichen Entwicklung im religiösen Kontext des Islam und einer Walnuss dar.

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Klage und Selbsterkenntnis

„Du beklagst dich bei Gott, über mich, Wissender, warum? Beklage dich über die Bosheit deiner verdorbenen nafs.“ Alī ibn Abī Ṭālib

Das Konzept der nafs bildet einen festen Bestandteil der Arbeit des Sufismus/tasawwuf. Immer wieder ist das Leben so freundlich und erinnert uns daran, dass es angebracht sein könnte, sich erneut mit einem vermeintlich zurückliegenden Thema zu beschäftigen. Zum Beispiel mit dem Konzept der nafs und ihrer Arbeitsweise. Beinahe amüsant wird es, wenn es sich bei dem auftretenden Anstoß um eine Materialisierung des ‚Dunning-Kruger-Effektes’ handelt.

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