Ein Junge wurde eingeschult. Zusammen mit den anderen Kindern bekam er seinen ersten Unterricht. Die erste Aufgabe bestand darin, eine grade Linie zu ziehen: die Ziffer „Eins“.
Aber als alle anderen Kinder bereits zu anderen Zahlen weitergegangen waren, fuhr der Junge immer noch damit fort, die gleiche Ziffer zu schreiben. Nach zwei Tagen fragte ihn der Lehrer: „Bist du mit deiner Aufgabe nun fertig?“ Der Junge antwortet: „Nein, ich schreibe immer noch die Eins.“
Er schrieb so weiter, bis ihn der Lehrer am Ende der Woche wieder fragte: „Bist du nun fertig?“ Und der Junge antwortet: „Nein, ich bin immer noch nicht fertig.“ Der Lehrer hielt ihn für einen Idioten, der nicht lernen wollte oder es nicht konnte und schickte ihn nach Hause.
Zuhause fuhr der Junge mit der gleichen Übung fort, bis es auch seinen Eltern zu viel wurde. Er sagte immer nur: „Ich habe es noch nicht gelernt. Wenn ich es beherrsche, werde ich weiteren Unterricht nehmen.“ Die Eltern sagten: „Die anderen Kinder sind schon so weit fortgeschritten. Dich hat man in der Schule bereits aufgegeben, und du zeigst immer noch keinen Fortschritt. Wir sind deiner wirklich müde.“ Der Junge dachte mit traurigem Herzen daran, dass er nun auch sein Zuhause verlassen müsse, da er seinen Eltern soviel Kummer bereitet hatte.
So ging er in die Wildnis und lebte von Früchten und Nüssen. Nach langer Zeit kehrte er zu seiner alten Schule zurück. Als er den Lehrer sah, sagte er zu ihm: „Ich glaube, ich habe es jetzt gelernt. Sag mir, ob ich’s kann. Soll ich es hier auf diese Mauer schreiben?“
Und als er seine Linie auf die Wand malte, da brach sie entzwei.
(nach Hazrat Inayat Khan, Vol. 12/3 „The Vision of God and man“)