Gefühlt gibt es im Internet mehr Katzenvideos als Hundevideos. Die Fakten sagen etwas anderes. Etwa 23 % der Tiervideos auf YouTube sind Hundevideos, 16 % dagegen Katzenvideos. Ein ähnliches Verhältnis zeigen auch in fast alle anderen „Sozialen Medien“.
Eine weitere Eigentümlichkeit scheint sich im Verhältnis von Islam und Hunden anzudeuten. Herrscht doch meist die Ansicht, dass im Islam Hunde schon immer generell als unrein gelten und daher abzulehnen sind.
Dies war anscheinend nicht immer so. Alan Mikhail, Professor für Geschichte, zeigt in einem Buch über die geschichtliche Beziehung von Menschen zu ausgewählten Haustieren eine andere Sichtweise auf. Offenbar verschob sich das Verhältnis von Mensch zu Hund schrittweise erst mit der Urbanisierung im Osmanischen Reich zur heutigen Sichtweise.
Grundlage für die Klassifizierung von Hunden als „unrein“ sind einige hadith, wie zum Beispiel: „Ibn Abbas, Allahs Wohlgefallen auf beiden, berichtete: Der Prophet, Allahs Segen und Heil auf ihm, sagte: ‚Die Engel betreten keine Wohnung, in der sich ein Hund oder ein Bild (eines Menschen oder eines Tieres) befindet.’“ (Sahih Muslim Nr. 3929)
Im Qur’an dagegen wird der Hund, der die Höhle der Siebenschläfer bewacht, als Symbol von Treue und Zuverlässigkeit erwähnt (Sure 18 / 18-22). In der außerqur’anischen Überlieferung trägt dieser Hund den Namen Qitmir. Goethe bezieht sich in seinem „West-östlichem Diwan“ auf diesen Hund:
„Das Hündlein, das den Siebenschlaf
So treulich mitgeschlafen“
Dieser Hund hat am Damaszener Hausberg, dem Qasiun, in einer Höhle ein eigenes Grab. Die Stelle ist als Aṣḥāb al-Kahf bekannt und soll die Höhle der Siebenschläfer sein.
Im Sufismus / tasawwuf gibt es eine teilweise unterschiedliche Sichtweise auf Hunde. Jalal-ud-din Rumi etwa spottet im Mathnawi über Hunde und ihr Verhalten. Allerdings gibt es von Rumi auch Aussagen, zum Beispiel im „fihi ma fihi“, in denen er Hunden eine Vorbildfunktion im Verhältnis vom Menschen zu Gott zubilligt: „… also wedle auch Du mit dem Schwanz und schmeichle und jammere, wünsche etwas von Gott und bettele!“
Eingebürgert hat weitgehend in Kreisen des Sufismus / tasawwuf die Sichtweise, den Hund als Symbol für die „niedere Triebseele“ (nafs) zu sehen. Es existieren Schilderungen, die Sufis in Begleitung eines schwarzen Hundes beschreiben, der als die hungrige nafs gedeutet wurde, aber ebenso wie ein Hund erzogen und zum „kalb mu’allam“ – ein ausgebildeter Hund – transformiert werden kann. Die Fähigkeiten des Hundes werden nun zu etwas Nützlichem für den Menschen verwandelt.
Hier scheint sich eine Parallele zum christlichen Heiligen Sankt Rochus aufzutun. St Rochus wird bekanntlich nach seiner Pesterkrankung von einem Hund versorgt. Der Hund leckt die Pestwunden, die daraufhin heilen. Überdies bringt der Hund regelmäßig Brot und sichert somit Rochus das Überleben.
Wichtig schein auch hier, wie im auch sonst im Leben beobachten kann, die Frage: Ordnet sich der Hund dem Menschen unter oder der Mensch dem Hund?