Der Hund des Derwisch

Gefühlt gibt es im Internet mehr Katzenvideos als Hundevideos. Die Fakten sagen etwas anderes. Etwa 23 % der Tiervideos auf YouTube sind Hundevideos, 16 % dagegen Katzenvideos. Ein ähnliches Verhältnis zeigen auch in fast alle anderen „Sozialen Medien“.

Eine weitere Eigentümlichkeit scheint sich im Verhältnis von Islam und Hunden anzudeuten. Herrscht doch meist die Ansicht, dass im Islam Hunde schon immer generell als unrein gelten und daher abzulehnen sind.

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Hazrat Kolumbus

Hazrat Inayat Khan und Christop Kolumbus teilen ein ähnliches Schicksal. Beide wurden lange Zeit in ihrem Bereich als ,Erster’ bezeichnet und sind eigentlich  jeweils wegen anderer Dinge wichtig. Bei beiden besteht inzwischen kein Zweifel, dass sie nicht ,Erste’ waren. Sie waren noch nicht mal ‚Zweite‘. Und es gibt eine Menge weiterer Parallelen.

Bei Kolumbus stellte sich inzwischen heraus, das Amerika weit vor ihm von Europäern ,entdeckt’ worden ist. Die Wikinger haben nachweislich lange vor Kolumbus Seereisen von Europa aus nach Amerika unternommen. Aber selbst wenn die Wikinger als ,Erste’ gelten sollten, offenbart sich damit nur der eurozentrische Blickwickel des Kolonialismus. Sowohl die Wikinger als auch Kolumbus trafen in Amerika auf Menschen. Diese sogenannten ,Indianer’ haben den Erdteil weit vorher entdeckt, denn sonst wären sie dort nicht angetroffen worden. Ihnen gebührt ohne Zweifel die ,Erstheit’, wenn es denn unbedingt eine geben muss.

Diese ,Erstheit’ hat tragischerweise die eigentliche Leistung von Kolumbus überlagert. Seine  großartige Leistung bestand eher darin, dass er entdeckte, dass es ein Windsystem gibt, das ihn von Ost nach West transportierte und umgekehrt. Eine Art Pater Noster, der für eine relativ problemlose Reise hin und zurück sorgt. Alle Atlantiküberquerungen nach Kolumbus stützen sich auf diese Erkenntnis. Eine Erkenntnis, die danach perfektioniert wurde und letztendlich die Welt grundlegend veränderte.

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Die Hälfte des Himmels

In einem Newsletter von 2018 des Inayati Ordens wurde eine interessante Nachricht verbreitet, die im Grunde eigentlich längst überfällig war und doch ein deutliches Zeichen setzt. Die älteste Tochter und erstgebornes Kind von Hazrat Inayat Khan Pirzadi-Shahida Noor-un-Nisa Inayat Khan wurde als berechtigte Linienhalterin in die Kette der Überlieferung / silsila zwischen ihrem Vater und seinem Nachfolger Pir Vilayat Khan eingefügt. Die Nachricht ist von erfreulicher Sachlichkeit ohne Polemik geprägt und enthält die Begründung für diesen Schritt. Der Inayati Orden/tariqa ist zu diesem Schritt zu beglückwünschen und wird vielleicht für weitere Orden/turuq ein Beispiel sein können. Leider erfolgte dann der anscheinend übliche Schritt, dem Mitglieder der Inayatiyya offensichtlich reflexartig verfallen. In typisch Neo-Sufischer Tradition wird in einem offiziellen Rundschreiben eines Zweiges der deutschsprachigen Inayatiyya der og. Schritt als einmalig und absolut unüblich gepriesen. Es hätten im ,Geflecht der Linien der Überlieferungen soweit offiziell bekannt’ bisher ausschließlich Männer in der Überlieferungskette gestanden. Garniert wird der Text mit der Aussage, dass bis heute in vielen traditionellen SufiOrden/turuq Frauen nicht einmal Zutritt hätten.

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Begriff und Bedeutung

Seit Längerem wird über die ‚wahre‘ Bedeutung des Wortes ‚Sufi‘ diskutiert. Nur über eins kann man sich wohl ohne Zweifel im Klaren sein. Das Wort ‚Sufismus‘ ist eine Schöpfung des beginnenden Orientalismus des 19. Jahrhunderts und kann nicht auf alte Quellen zurückverfolgt werden. Die Sufis selbst verwenden den Begriff tasawwuf, um die ‚Lehre‘ und den Weg der Sufis zu bezeichnen.

Wer oder was nun ein Sufi ist, und worin dessen Kennzeichen bestehe, wird oft mit dem alten Aphorismus beantwortet: „Frage 100 Sufis, was ein Sufi ist und du wirst 101 Antworten erhalten.“

Hier folgt nun eine dieser Antworten. Alle 100 Sufis sind sich wohl darüber einig, dass die Bezeichnung ‚Sufi’ keinen etymologischen Bezug zum griechischen Wort sophia (Weisheit) besitzt. Die Ansicht, dass sophia der Bezug sei, wird ausschließlich von Vertretern Neo-Sufischer Organisationen vertreten, die damit eine Legitimation für ihre Sichtweise des tasawwuf herstellen möchten, dass der ‚Sufismus’ vollkommen losgelöst vom Islam existiere und nichts mit jenem gemein habe.

Neben verschiedenen weiteren möglichen Ableitungen wird heute überwiegend davon ausgegangen, dass sich das Wort ‚Sufi‘ von dem arabischen Wort ṣūf ‏صُوف‎ – „Schurwolle“ ableitet. Meist wird in diesem Zusammenhang auf das Gewand aus Schurwolle hingewiesen, das die ‚Sufis‘ anscheinend seit Beginn ihres Auftauchens trugen. Irritierend und gleichzeitig erhellend ist die Tatsache, dass in Quellen aus dem elften Jahrhundert, wie zum Beispiel, den Schriften von Hujwiri erklärt wird, dass es keine etymologische Erklärung für das Wort ‚Sufi‘ gibt.

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