Reinigung der Seele

Es gibt eine Arbeit jenseits des Wissens, erkenne dies.

Arbeite nicht daran, Juwelen zu bekommen, sei mein.

Das Herz ist eine vorübergehende Bleibe, lass es und komm.

Die Seele ist der letzte Wohnsitz, erkenne dies.

Sheikh Hamid al Din Nagawri (13. Jhd. Chr. ZR)

Um sich dieser Arbeit aus ganzem Herzen widmen zu können, wird im tasawwuf/Sufismus die Praxis des tazkiyah an nafs gelehrt. Im Allgemeinen wird dieser Begriff mit ‚Reinigung der Seele‘ übersetzt. Aber wie W. Chittick beschreibt, kann dieser Begriff auch in anderem Zusammenhang verwendet werden. ,Die Mutualität dieser beiden Bedeutungen kann in unterschiedlichen Ansätzen der Verwendungen des Wortes tazkiya angenommen werden. Aus den Wörterbüchern entnimmt man, dass es sowohl für das Aussäen von Pflanzensamen als auch für das Aufziehen von Nutztieren benutzt werden kann, beides hat weder mit Reinigen noch mit Verfeinern zu tun, sondern mit etwas, was diese beiden Bedeutungen verbindet. Wenn Samen in die Erde eingebracht werden, reinigt sie dies von fremden Anhaftungen und gibt sie der Gnade Gottes preis  – Erde, Wasser und Sonnenlicht. Dies bringt den Samen den Anstoß zum Vermehren und Wachsen. Jene, die den Samen einpflanzen, ‚reinigen‘ ihn weder, noch ‚verfeinern‘ sie ihn. Vielmehr bringen sie ihn in eine Situation, in der er gedeiht, wächst und sein eigenes Potential hervorbringt. Deswegen bedeutet tazkiyat an-nafs nicht nur ‚Reinigen der Seele‘ sondern auch, der Seele das Wachsen und Gedeihen durch das Öffnen für die Gaben Gottes zu erlauben. Eine treffendere Übersetzung ist wahrscheinlich ‚das Kultivieren der Seele‘. (aus – Sufism: A Beginner‘s Guide.)

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Begriff und Bedeutung

Seit Längerem wird über die ‚wahre‘ Bedeutung des Wortes ‚Sufi‘ diskutiert. Nur über eins kann man sich wohl ohne Zweifel im Klaren sein. Das Wort ‚Sufismus‘ ist eine Schöpfung des beginnenden Orientalismus des 19. Jahrhunderts und kann nicht auf alte Quellen zurückverfolgt werden. Die Sufis verwendeten/verwenden den Begriff tasawwuf, um die ‚Lehre‘ und den Weg der Sufis zu bezeichnen.

Wer oder was nun ein Sufi ist, und worin dessen Kennzeichen bestehe, wird oft mit dem alten Aphorismus beantwortet: „Frage 100 Sufis, was ein Sufi ist und du wirst 101 Antworten erhalten.“

Hier folgt nun eine dieser Antworten. Alle 100 Sufis sind sich wohl darüber einig, dass die Bezeichnung ‚Sufi’ keinen etymologischen Bezug zum griechischen Wort sophia (Weisheit) besitzt. Die Ansicht, dass sophia der Bezug sei, wird ausschließlich von Vertretern Neo-Sufischer Organisationen vertreten, die damit eine Legitimation für ihre Sichtweise des tasawwuf herstellen möchten, dass der ‚Sufismus’ vollkommen losgelöst vom Islam existiere und nichts mit jenem gemein habe.

Neben verschiedenen weiteren möglichen Ableitungen wird heute überwiegend davon ausgegangen, dass sich das Wort ‚Sufi‘ von dem arabischen Wort ṣūf ‏صُوف‎ – „Schurwolle“ ableitet. Meist wird in diesem Zusammenhang auf das Gewand aus Schurwolle hingewiesen, das die ‚Sufis‘ anscheinend seit Beginn ihres Auftauchens trugen. Irritierend und gleichzeitig erhellend ist die Tatsache, dass in Quellen aus dem elften Jahrhundert, wie zum Beispiel, den Schriften von Hujwiri erklärt wird, dass es keine etymologische Erklärung für das Wort ‚Sufi‘ gibt.

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Hallo und Guten Tag!

Willkommen beim Blog. Hier werden demnächst neue Beiträge und ausgewählte Beiträge aus meinem alten Blog veröffentlicht. Viel Freude beim Lesen.

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